Die St. Petri-Kirche ist ursprünglich zwischen 1170 und 1200 als romanische Basilika erbaut worden. Aus dieser Zeit stammt auch das prächtige romanische Eingangsportal. Zwischen 1450 und 1490 wurde die Kirche zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut. In dieser Zeit entstanden auch die imposanten, 62 m hohen, Kirchtürme, die schon von weiten auf die Kirche aufmerksam machen. An der Westfront wurde 1486 die Marienkapelle angebaut. Innerhalb der Kirche sind die barocke Kanzel aus dem Jahre 1710, die Lütkemüller Orgel aus dem Jahre 1868 und der Holzschnitzaltar aus der Mitte des 15. Jhd. zubesichtigen. In der Marienkapelle befindet sich eine Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkrige aus Seehausen. Wenn man die Turrnhalle betritt kann man 12 biblische Tafelbilder aus dem 17. Jhd. betrachten. Hier ist auch eine Informationstafel über einen gefundenen Münzschatz und eine Glocke aus dem früheren St. Georg Hospital zu besichtigen. Ein Aufstieg auf die Türme, zu einer ehemaligen Türmer Wohnung in 55 m Höhe, bietet einen herrliche Panoramablick in die Altmark auf die Stadt Seehausen und das Elbvorland. Über 270 Jahre, der letzte Türmer verließ 1958 seinen Arbeitsplatz, arbeiteten und lebten die Türmwächter mit ihren Familien in luftiger Höhe. Darüber gibt eine Broschüre Auskunft.  

Kirche im 360° Rundgang

St. Petri Kirche Seehausen (Altmark)

In der von der Elbe geprägten Altmärkischen Wische ist die St. Petri-Kirche als Landmarke weithin zu sehen und zugleich bis heute Zentrum von Seehausen. Kirche und Ort, im Mittelalter dem damaligen Bistum Verden/Aller zugeordnet, bekamen herausragende Bedeutung als Verwaltungs-(Archidiakonats-)Sitz des Verdener Bischofs und später als Propstei im Zusammenhang mit dem Stift St. Nikolaus in Beuster.

Das zeigt sich auch in der Außenwirkung des Kirchenbaues. Die Kirche wurde den Hauptaposteln Petrus und Paulus gewidmet.
Ihr jetziges Aussehen bestimmen die wehrhaft wirkende Zwei-Turm-Anlage des 13. Jahrhunderts sowie die Hallenkirche aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der romanische Turmbereich wurde in der Gotik um zwei Geschosse erhöht, 1481 mit den Turmspitzen vollendet. Nach deren Verlust durch Blitz- und Sturmschäden erhielten die Türme 1677 Hauben mit offenen Laternen und Eckürmchen. Das westliche Hauptportal verbirgt sich in einer 1486 vorgestzten Kapelle. Diese ist heute Gedankstätte des Ortes für alle Opfer der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts.
Das Portal, um 1220 geschaffen, ist die einzigartige Ausführung eines romanischen Stufenportales aus Backstein mit eingestellten Gewändesäulen aus Sandstein. Die Kelchblock-Kapitelle haben ein Blatt-und Rankendekor. Abgeschlossen ist der Aufbau mit einer durchgehend profilierten Kämpferzone. In den Portalbögen ist der Materialwechsel mit verzierten Backstein- Rundbögen und Sandstein-Wulstbögen weitergeführt. Den Portalgiebel schmücken Rosetten-Blendarkaden, ein Kreuzbogenfries mit Konosolköpfen, Zahnschnitt-Bänder und Muster im Backsteinverband. Sie zeigen Einflüsse benachbarter Kirchenbau-Regionen. Das Portal ist als Bedeutungsträger gleichsam Bild des "Einganges zum Paradies", der Zugang in die Kirche als "Stadt Gottes", in das "Himmlische Jurusalem".

An Stelle der romanischen Feldstein-Basilika wurde von etwa 1440 bis 1480 eine dreischiffige Hallenkirche errichtet. Baumaterial ist Backstein. In den Sockeln der Außenwände wurde auch Material vom Vorgängerbau wiederverwendet.

Die Außenansicht bestimmen enge Abstände der Strebepfeiler, schmale Wandbänder und hohe zweibahnige Fenster. Ein Backstein-Gitterfries schmückt die Strebepfeiler und Rahmung einiger Fenster.
Im Inneren gliedern mächtige Backstein-Rundpfeiler das Langhaus in dreieinhalb Joche. Die Arkadenbögen sind mehrfach profiliert. Das Mittelschiff ist mit einem querrechteckigen Kreuzrippengewölbe abgeschlossen, die Seitenschiffe sind mit Kreuzrippen fünfteilig eingewölbt.
Sichtbar sind im östlichen Teil des Langhauses der Chorbogen der romanischen Basilika sowie deren Querhaus-Giebelwände im Umbau einbezogen. Als Bedeutungsträger erinnern die Rundpfeiler in ihrer Standesehreit, und die Struktur der Kreuzrippengewölbe in dem lichtdurchfluteten Raum an Stützen und das schützende Dach eines Zeltes - das "Zelt Gottes" unter den Menschen.
Die barocke Kanzel, gestiftet 1711/12, aus Holz gearbeitet, ist mit dem Akanthus-Motiv reich geschmückt. Als Träger der Kanzel ist Johannes der Täufer dargestellt. Die Figuren der Zwölf Apostel reihen sich an Aufgang und Brüstung des Korbes. Über dem als Krone gestalteten Schalldeckel schwebt "Christus als Erlöser der Welt".
1868 ist die Taufe aus bronziertem Zinnguss in Form einer Fiüte gefertigt und auf der Oberfläche mit einem neugotischen Maßwerk-Relief versehen worden. Sie steht vor den Stufen des Altarraumes.

Der Altar besteht aus zwei Teilen unterschiedlichen Alters. Das Retabel des Altares ist eine nach 1500 geschaffene Holzschnitzarbeit.
Zu sehen sind in den Bildtafeln die Passion, das Leiden und Sterben Christi; die Auferstehung; die Himmelfahrt; das Pfingstereignis.
Die künstlerische Umsetzung des biblischen Geschehens in den einzelnen Bildern lassen den damals aktuellen Einfluss verbreiteter Druckgraphik aus den Niederlanden sowie der Arbeiten von Dürer und Schongauer erkennen. Als zentraler Inhalt christlichen Glaubens sind veranschaulicht: das Abendmahl mit Stiftung des Neuen Bundes (in der oberen Bildreihe links); das Sterben Christi am Kreuz als Erlösungstat (Kalvarienberg-Szene der Mitteltafel); die Auferstehung Christi (in der oberen Bildreihe rechts). Die spätmittelalterlichen Frömmigkeit ermöglichte die lebensnahe Darstellung der Gläubigen die Teilnahme am Heilsgeschehen. Das half ihnen, auf Rettung der Seele vor der Verdammnis zu hoffen. Das außergewöhnliche Retabel war nicht mehr vollständig, als es 1868 restauriert und in einem mit Maßwerk-Motiven im Stil der Neogotik gestalteten Rahmen eingefügt wurde.
Der Altarbereich korrespondiert damit optisch mit den gleicherrmaßen verwendeten Motiven an der Orgelempore und dem Orgelprospekt.
Die Orgel erbaute Friedrich Hermann Lütkemüller aus Wittstock 1867/68 als sein 100. Werk, mit 44 Registern, drei Manualen und Pedal, Schleifwindlade, mechanischer Spiel- und Registertraktur. Besonderheiten sind der freistehende Spieltisch und die seltene Konstruktion der Kastenbalganlage. Nach tiefgreifender langjähriger Restaurierung und Rückführung in den Originalzustand erklingt das Instrument seit 2014 als die größte erhaltene Lütkemüller-Orgel wieder in den charakteristisch lyrischen Klangfarben der Romantik: von weichen Flöten- und Streicher-Stimmen bis zu einem kraftvollen, auf 16-Fuß-Lage basierenden Plenum. Mit ihrem speziellen Klang und mit ihrer hervorragenden handwerklichen Fertigung gehört die Seehäuser Lütkemüller-Orgel in die vorderste Reihe der denkmalwerten Großorgeln.

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